K.
aus
Berlin
schrieb am Januar 30, 2024
um
7:28 pm
Die Manschetten sind angelegt, noch ein tiefer Atemzug dann bin ich bereit. Bereit für Pixie. Was wird mich erwarten? Hatte ich ihr doch gesagt '... Bring mich an meine Grenze und darüber hinaus ...'. Nicht weniger wollte ich. Kein leichtes Unterfangen, für beide.
Die Tür öffnet sich, die Herrin steht vor mir. Augenblicklich katapultiert es mich in eine andere Welt, unübersehbar für den Betrachter. Die Hände werden auf dem Rücken fixiert und eine Augenbinde angelegt. Dieses Sinnes beraubt schärfen sich alle anderen. Eine Leine strafft sich. Vorsichtig setze ich einen Fuß vor den anderen.
Klatschende Geräusche ertönen im Raum, ab und an auch ein Stöhnen. Mit gezielter Atmung versuche ich den Schmerz zu lindern. Nicht immer erfogreich. Hinter mir tanzt Pixie ihren ganz eigenen Tanz. Ihr Partner ist die Peitsche, sie lässt ihn wirbeln und durch die Luft sausen. Auf, am Tanz, 'unbeteiligte' Personen wird keine Rücksicht genommen. Der Rythmus wird schneller. Überträgt sich auf mich, Atmung und Puls beschleunigen sich. Zeit und Raum sind längst bedeutungslos geworden.
Ruhe. Nichts mehr. Schritte entfernen sich. Geräusche, die ich nicht zuordnen kann, dringen an mein Ohr. Dann, wieder Stille. Wo ist Pixie? Hat sie mich allein gelassen? Unvermittelt 'legen' sich die Striemen einer Peitsche auf meine Schulter ... kleben fest, wie die Tentakeln eines Kraken ... schneiden sich ein ... nein, brennen sich ein ... ich spüre Wärme, an meinem linken Ohr ... entspanne mich ... Pixie flüstert, ich kann den Sadismus in ihrer Stimme förmlich riechen, aber auch etwas wie Anerkennung, 'das war die Peitsche aus Gummi' ... mir läuft es, bei dem Gedanken, weitere Begegnungen mit diesem Instrument machen zu dürfen, eiskalt den Rücken runter. Das Ritual eines Ritterschlags kommt mir in den Sinn. Wurde ich gerade mit diesem Instrument vermählt, wie die Ritter mit dem Schwert, und Pixies Worte bedeuten eigentlich '... Sub, erweise dich der Ehre, von diesem Instrument berührt zu werden, für würdig ...'.
Um es vorweg zu sagen, dieser Schlag hinterließ eine nachhaltige Spur nicht nur auf, vor allem, in mir. Dieses Gefühl, wie die Peitsche mich das erste Mal streichelte, mich in ihren Besitz nahm, ist fest eingebrannt.
Gnadenlos geht es weiter. Die Peitsche versetzt mich in Trance. Pixie stimmt einen Countdown an. 20 ... 19 ... ich stimme ein. Mit fallenden Zahlen steigert sich nicht nur die Intensität, sondern auch die Frequenz der Schläge. Mein Problem, die Frequenz ist höher als mein zählen. Pech für den Sub. Eins brülle ich, es klatscht. Geschafft, denke ich. Nullllll schreit Pixie und im nächsten Augenblick waren alle meine Muskeln bis zum Bersten gespannt ...
Pixies gnadenlose Stimme '... Sub, der Rohrstock wartet schon ...'. Wie auf einen alten Bekannten freue ich mich auf ihn, den König der Schlaginstrumente. Normalerweise läßt die Dom doch Pausen zwischen seinen Auftritten, so dass seine Kraft die Möglichkeit bekommt, sich im gesamten Körper des Sub zu entfalten. Was aber ist normal? Pixies Pausen werden immer kürzer. Sie handhabt ihn wie eine Dirigentin ihren Stab. Was bin ich dabei, Orchester oder Zuhörer? Eher Orchester. Ich ertappe mich, wie ich beginne etwas zu murmeln. Es ist die erste Silbe des Codewortes. Ein Teil von mir will die Pain beenden, siegen tut der andere Teil. Der Part in mir, der weiter will, der wissen will, was hinter dem Horizont liegt. Tatsächlich schaffe ich es die letzte Silbe zu unterdrücken. ... Pixie hat dieses halbe Wort nicht wahrgenommen ... sie dirigiert weiter ... Pause '... Sub, hast du grad um 'Erbarmen' gebettelt, oder was hast du genuschelt? ... es gelingt mir sie vom Gegenteil zu überzeugen ... es geht weiter, ein Staccato beginnt ... mir erscheint eine Vision, ich stehe vor einer Wand ... kralle mich fest, kämpfe mich hoch, zum oberen Ende ... will rüberschauen, will wissen, was dahinter ist ... das Staccato steigert sich ... eine letzte Kraftanstrengung, ich lasse los ... brülle das magische Wort und sacke zusammen ...'.
Die Endphase der Session besteht aus einem Konglomerat aus Schmerz und Lust. Beide schließen sich aus, aber das Eine ist Nichts ohne dem Anderen. Beide bedingen sich. Vereinen sich ...
Neben mir sitzt die Pixie. Ihre Hände ruhen auf meinem Körper. In diesem Augenblick ist sie nich mehr die Herrin, sie ist die Shakti. Ich nicht mehr der Sub, sondern ein Shiva.
Ich komme an in meinen Gefühlen.
Absolute Stille. Ein Geräusch, vergleichbar dem, das man vernimmt, wenn ein Mäuschen an einem Stück Knäckebrot nagt. Ich lausche. Verrät es mir doch viel über die Magie dieses Moments.
... Die Künstlerin hat ihre Arbeit beendet. Ist zurückgetreten. Sitzt in einem Sessel. Betrachtet das Werk. Wieviel Kraft hat sie hineingesteckt? Hat die Arbeit sie gefordert? Ist sie zufrieden? Was empfinden Betrachter? Was der Besitzer? Wird es als Kunst angesehen werden? Wird es Bestand haben oder in irgendeinem Keller vor sich hin modern? Oder an einer Wand hängen? In einem schönen Raum? Zusammen mit anderen Kunstwerken?
Diese Session hat mich gefordert, sehr sogar.
Eines Eindrucks konnte ich mich nicht erwehren, dass auch die Künstlerin ein klein wenig gefordert wurde.
In meinen Augen bist Du eine große Künstlerin.
K.